AM90 – Brief an Walter Gropius
Toblach, Mittwoch, 26. Juli 1911
26ten July
Mein Liebstes —
Ich bin in großen Sorgen. hustet sehr stark – was wird da werden? –
Ich kann – oder soll halt nicht froh werden!! Die Angst um sie hat mich schon wieder sehr herunter gebracht. —
Ich ärgere mich, dass ich mir dieses große Haus für den Sommer genommen habe – statt mich irgendwo ordentlich von all der Plage und [dem] Kummer zu erholen. – Ich habe jetzt das Haus voll Gäste – und eigentlich nichts für mich. Ich fürchte für unser Zusammensein! [.]
Hoffentlich ist es bis dahin
[oben:] * d. h.[,] wenn es viel schlechter geht – oder sie mich ansteckt.
nicht schlechter bei ihr.
Denke nach – ob wir uns im Nothfalle* im September sehen könnten. – Alles das nur – für die Noth. Hoffentlich hat dieser Gott – der, wenn er existirt — ein frivoler Sadist ist – ein Einsehen – und merkt, dass er mich nun schon genug es sekirt hat. Ich bin ganz elend – bleibe heute zur Vorsicht im Bett[.] –
Also – –, gib Du mir Muth zum Leben! Ich wollte[,] Du hieltest mein Schicksal schon in Händen – und führtest mich einen gelinden, sanften, blumigen Pfad. Verzage nicht, aber denke daran, was ich Dir schrieb – schließlich – wenn es mir halbwegs gut geht – könntest Du ja doch auf jeden Fall kommen[.] – —
Apparat
Überlieferung
, .
Quellenbeschreibung
1 Bl. (2 b. S.) – Briefpapier.
Beilagen
Umschlag, , – Berlin-Wilmersdorf | Nicolsburgerplatz 4. G. IV | Herrn Walter Gropius; PSt. (lt. , S. 531, Nr. 112): TOBLACH 2 | 26 | 7 | 7 A | 11 | c; von WG mit einer 14 versehen (Zur Nummerierung von Alma Mahlers Briefumschlägen).
Druck
Erstveröffentlichung.
Korrespondenzstellen
keine.
Datierung
Datiert durch AM und Poststempel: 26ten July 1911.
Übertragung/Mitarbeit
(Elke Steinhauser)
(Pia Schumacher)
Gucki hustet – s. AM89 vom 24. Juli 1911: Krampfhusten.
Haus – Trenkerhof in Alt-Schluderbach bei Toblach.
Gäste – und mit ihren Kindern und .
Unleserlich durchgestrichener Buchstabe.
sekirt – sekkieren, altertümliches Wort für belästigen, quälen.